Die Appellation Sauternes ist für ihre edelsüßen Weißweine berühmt (Foto: Château Guiraud). Diese reifen rund 30 km südöstlich der Stadt Bordeaux, an beiden Ufern der Garonne. Liebliche und edelsüße Weißweine entstehen zudem in den benachbarten Appellationen Barsac, Cadillac, Cerons, Loupiac und Sainte-Croix-du-Mont, benannt nach den jeweiligen Gemeinden. Große Sauternes sind in der Lage 30 bis 50 Jahre und länger reifen zu können.
Die „vins liquoreux“, wie sie die Franzosen gerne nennen, wachsen aus vollreifen, überreifen und vor allem edelfaulen Beeren. Die Edelfäule entsteht in der späten Ernteperiode mit dem Schimmelpilz Botrytis cinerea. Dieser entzieht den Trauben Wasser und konzentriert Zucker, Säure und Aroma. Einzelne Beeren werden in mehreren, aufeinanderfolgenden Lesen selektiv von Hand geerntet. Gesunde, überreife Trauben profitieren dabei vom günstigen Klima dieser Region.
Hauptrebsorte ist der Sémillon zu ca. 80 %. Sauvignon Blanc und Muscadelle verleihen der Cuvée zusätzliche Aromen und Struktur. Grobkörnige Kies- und Kieselböden schenken den Sauternes tiefere Farbe, Aroma, Konzentration und Süße. Die Weine des Barsac, gewachsen auf Sand, Kies und lehmigem Kalk zeichnen Finesse und Frische aus.
Sauternes-Weine sind bekannt für ihre goldene Farbe, komplexen Aromen von Honig, Pfirsich, Aprikose, Orangenblüten und Gewürzen. Sie sind reichhaltig, konzentriert, haben eine hohe Süße, aber gleichzeitig eine ausgewogene Säure, die ihnen Frische verleiht. Gerne begleiten sie Speisen als Aperitif, zu Foie Gras, Desserts oder Käse.
Die Klassifizierung in 1855 teilte die edelsüßen Crus nach Yquem als „Premier Cru supérieur“ in 11 Premier Crus, wie z.B. Climens oder Rieussec sowie 15 Deuxième Crus, wie z.B. Doisy Daene.
Edelsüße Bordeaux dürfen Momente der Muße haben. Aus den großen Süßweinjahrgängen des Bordelais 2001 und 2007 hatten wir 2020 zwei Weine verkostet. Schon in ihrer Jugend sorgen beide für reichlich Eindruck:
2001 Château Clos Haut-Peyrageuy mit seiner Bernsteinfarbe zeigt der Nase Aromen von Akazienhonig und kandierten Früchten. Im Mund enorm dichter Schmelz, cremig, karamellisierte Frucht. Sehr lang und intensiv am Gaumen mit frischer Säure...einfach traumhaft.
2007 Château Climens teilte sich mit d'Yquem im Jahrgang 2007 die Spitze. Climens glänzt mit leuchtendem Altgold. Die Aromen von Honig, Orangenschale und Quitte wirken sehr hamonisch. Für Eleganz sorgt die frische, gereifte Frucht, die Würze und Druck am Gaumen vereint. Die Säure sorgt für 30 Jahre und länger Reifepotenzial.